Liebe Kolleginnen und Kollegen,
auf der Versammlung am 27.2. in der Schule der Phantasie in Duisburg wurde unter den Beteiligten ausgemacht, dass es an der Zeit ist, uns bundesweit zu vernetzen. Das Nahziel sollte sein, geschlossen sich gegenüber der YMSD und deren vorläufiger Insolvenzkanzlei zu positionieren, uns gegenseitig Info und Hilfe in rechtlichen Fragen zu geben, was ja schon Bestens am Sonntag funktioniert hat. Darüber hinaus sollten wir diese Krise als Chance nutzen und einen Zusammenschluss Disziplin übergreifend wagen. Ingo Stanelle hat dieses Forum zur schnellen Komunikation zur verfügung gestellt, dass von allen Interessierten gelesen und mit Infos gfüttert werden kann. Zum Schnellstart hat Katia Huberty angeboten, eine neue Abteilung in ihrem bereits bestehenden Verien einzurichten, was sehr begrüßenswert ist, angesichts der Notwendikeit schnellen, gemeinsamen Handelns.
Unabhängig von dieser organisatorischen Notwendigkeit zum Start möchte ich Euch einige Gedanken vermitteln, die sich mit auftretenden Problemen unserer zukünftigen Organisation und einem Lösungsvorschlag befassen. Und da sind wir schon beim ersten Knackpunkt: Verein?! Vorstandshierachie?! Untätige Mitglieder?! Das kennen wir alle nur zu gut und es ist deshalb notwendig, präziese zu erarbeiten, wie wir eine Organisationsstruktur uns schaffen, die andere Wege wählt.
Aus meiner Sicht liegt der Fehler bereits im System "Verein". Da gibt es zwar ein demokratisch gewähltes Gremium, aber nach der Wahl bleiben die Gremiumsmitglieder meist allein mit der Arbeit. Warum? Weil die meisten WählerInnen mit der Abgabe ihrer Stimme auch ihre Verantwortung für das Ganze abgegben haben. Die hat ja jetzt der Vorstand übernommen. Das einfache Mitglied zahlt seinen Beitrag und genießt die Errungenschaften/Einrichtungen/Leistungen. Arbeitet der Vorstand empatisch, kann es sein, dass er meist nach einer Wahlperiode den Frust hat, weil er sich aufreibt, aus dem Mitgliederpool wenig oder keine Unterstützung kommt (warum auch, die haben ja die Anderen gewählt. damit die den Laden in Schwung halten). Ein Folge kann sein, dass die Mitglieder des Vorstandes sich ihre Vereinsarbeit über Gebühr aus dem Vereinsvermögen honorieren lassen, um diesen Frust zu kompensieren. Da so ein Vorstand in der Regel für mehrere Jahre gewählt ist, kann es lange dauern, wenn sich die destruktiven Strukturen einmal etapliert haben, bis wieder frischer Wind durch die Köpfe weht. Im schlimmsten Fall war das Erreichen eines Vorstandpostens ein nur vordergründiges Ziel. Hintergründig ging es um Egopolitur und persönliche Bereicherung zum Schaden der Allgemeinheit der Mitglieder. Eine Person auswählen bedeutet sie über den normalen Status eines Mitgliedes zu erheben. Die Position der gleichen Augenhöhe wird bereitwillig aufgegeben, weil man jetzt seine Belange an eine "höhere Instanz"(die selbst geschaffen wurde) abgeben kann."Die werden das schon richten!" Wenn man das sich so anschaut, dann ist es die freiwillige Einahme der Position eines Kindes zu seinen Eltern. Es wird Führung und Weisung erwartet, aber auch Führsorge und umfassendes Kümmern zum eigenen Wohl.
Hier brauchen wir eine neue Vision. Meine Vision ist eine Organisation, die sich wie ein organischer Körper strukturiert. In dem Körper, den wir besitzen, ist Alles mit Allem vernetzt. Jedes Teil hat seine Funktion und Aufgabe und tut die, immer mit Blick auf die Gesamtstruktur. Alle Teile arbeiten hierarchielos und empatisch für die Erhaltung des Gesamtorganismus. Jedes Einzelorgan/Zelle verfügt auch trotz Spezialisierung über alle Informationen und weiß um den Status des Umfeldes und reagiert darauf unmittelbar und ohne den Befehl einer höheren Instanz abzuwarten. Jede Zelle ist aktiv involviert. Selbst so eine kleine Fettzelle hängt nicht einfach so rum, nein, sie beobachtet aktiv den Status des Körpers, um, wenn der Energiebedarf steigt, diese in Fettform bei ihr eingelagerte Energie ins System einzuspeisen und sobald wieder Überschuss produziert wird, eine neue Energiereserve anzulegen.
Da haben wir die musischen, darstellenden,bildenden und die Wortkünstelerinnen und Künstler. Sie haben unter Umständen Unterstrukturen. Die einzelnen Mitglieder sind bundesweit miteinander vernetzt. Eine Struktur. Dann gibt es aber auch die Struktur der Regionen und Ballungsräume, in der wiederum Mitglieder unterschiedlicher Kunstdisziplinen miteinander arbeiten. Sind die Ballungsraumen reich bestückt, kann es wieder in dieser Struktur eine Formation von Einzeldisziplinen geben. Das Ziel sollte sein, dass jedes Mitglied einen sinnhaften Beitrag zur Aufrechterhaltung im Gesamtverband leisten will und kann. Da in jeder Struktur Leute sind, die mit einer oder mehreren anderen Strukturen kommunizieren, ist gewährleistet, dass allen die Gesamtübersicht zur Verfügung steht. Als dritte Struktur sind besondere Aufgaben anzusehen, wie z.B. Umgang mit Stiftungen, Verbänden, Komunen/Qualitätsmanagement/Methode der Selbstreflexion/Konsenstechniken/Gegen den Strom/Agent Provokateur/ Fülle und Überfluss...., die sich wiederum aus den kleinen Einheiten bundesweit vernetzen. So ist gewährleistet, dass bei jedem Treffen mindestens eine Person anwesend ist, die einen Blick über den eigenen Tellerrand anbieten kann. Zur weiteren Verdeutlichung, worauf ich hinaus will, sei dieses Beispiel angeführt. Wenn man das Negativ einer holografischen Aufnahme eines Motivs in der Mitte zerschneidet und nur eine Hälfte belichtet, dann erscheint nicht wie bei einem herkömmlichen Negativ das Motiv nur zur Hälfte sondern ganz, nur etwas unschärfer, da nur noch die Hälfte der Informatinen vorliegen. Wenn man das holografische Negetiv viertelt, achtelt, kein Problem - auf dem durch das Viertel- oder Achtelteilstück belichteten Film wird das Motiv zwar unschärfer aber immer die ganze Aufnahme zu sehen sein. Die Vision ist eine transparente Organisationsstruktur, in der jedes einzelne Mitglied selbstbestimmt, auf gleicher Augenhöhe mit allen anderen Mitgliedern sinnhaft agiert. Das bedeutet zum Einen Aufbringung von Zeit und Leistung, Loslösung von alten Denkschematas (Ausgrenzung, KünstlerfürstIn, Elfenbeinturm, Bohème). Zum Andern endlich ein mutiges zu sich selber stehen und eigenverantwortlich handeln, gleichberechtigtes Zusammensein und lebendige Anteilnahme und echte Freiheit. Wir können eine Kraftstruktur(im Gegensatz zur derzeit noch vorherschenden Machtstruktur) entwickeln, die in die Zivilgesellschaft wirkt.
In meinen Projekten mit den Schulkindern geht es darum, sich zu Teams zusammenzuschließen, um Dinge zu kreieren, die größer sind, als es je ein Einzelkind hätte alleine hinbekommen können. Ich sehe jetzt, dass ich mir selbst auch diesen Fingerzeig gegeben habe. Ich wünsche uns allen jede Menge Mut und Durchhaltevermögen für die nächsten Jahre.
Herzliche Grüße aus Saarbrücken
Christoph